Finanzierung von Immobilien bei wirtschaftlicher Unsicherheit

11 Mai 2020 | Andreas Ziegler - Associate Director Investment Frankfurt

Finanzierungen im Niedrigzinsumfeld

Um die Folgen der Finanzkrise einzudämmen hat die EZB die Leitzinsen nach 2008 sukzessive gesenkt. Dies führte soweit, dass seit Mitte 2014 Zinsen für geparktes Geld bei der EZB bezahlt werden müssen und der Hauptrefinanzierungssatz seit Ende 2014 bei 0 % liegt, was Investitionen in Immobilien besonders attraktiv und Finanzierungen leicht zugänglich machte. Vor diesem Hintergrund flossen zwischen 2015 und 2019 knapp 300 Mrd. Euro in gewerbliche Immobilien in Deutschland, rund 70 Mrd. Euro entfallen dabei auf das Jahr 2019.

Finanzierungsumfeld

Quelle: Deutsche Bundesbank, Avison Young

Auswirkungen des Lockdowns

Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie haben sich die Rahmenbedingungen deutlich verändert. Nach wie vor bewegen wir uns im Niedrigzinsumfeld, doch kündigen sich wirtschaftliche Folgen unbekannten Ausmaßes verursacht durch den Lockdown zur Eindämmung der Pandemie an. Das alles hat einen starken Einfluss auf die Kreditvergabebereitschaft der Banken, die aktuell nur sehr selektiv überhaupt Kredite vergeben. Dies sorgt insbesondere bei Anfragen für Investitionen in value add oder sogar opportunistische Immobilienanlagen für deutlich erhöhte Risikoaufschläge oder macht eine langfristige Finanzierung praktisch unmöglich. Investoren müssen auf teure Bridgefinanzierungen ausweichen oder sehen sich erheblich gestiegenen Eigenkapitalanforderungen gegenüber.

Generell schauen Banken bei der Kreditvergabe sehr genau hin und prüfen deutlich länger jeden Mietvertrag auf evtl. Risiken. Die Liquiditätsaufschläge insbesondere für höhere LTV-Level können für diese Tranchen mehrere 100 bp betragen und sorgen hierbei für eine nur geringe neue Investitionstätigkeit. Nötige Anschlussfinanzierungen werden so lange es geht aufgeschoben oder nur mit kurzer Laufzeit verlängert, in der Hoffnung dass hier bald wieder geringere Risikoaufschläge verlangt werden. Das Risiko wird dadurch in die späten Sommermonate verlagert.

Wie wird es weitergehen Die Banken werden die Entwicklungen in der Immobilienbranche, die wie in vorherigen Zyklen auch zeitverzögert eintreten werden, eingehend beobachten. Die Bewertungen einzelner Segmente werden justiert werden müssen, sich ohnehin abzeichnende Trends haben mit der Corona-Krise deutlich an Geschwindigkeit aufgenommen - Stichworte: flexible Arbeitsplätze, Online Retail - und werden die Branche nachhaltig verändern. Sicher ist, dass wir in den nächsten Monaten mit einer höheren Volatilität bei den Finanzierungskonditionen rechnen müssen und es zu deutlich restriktiveren Bedingungen bei den Covenants kommen wird. Inwieweit sich das auf die in den letzten Jahren stetig gestiegenen Preise auswirken wird, bleibt abzuwarten.

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Andreas Ziegler Associate Director Investment Frankfurt +49 69 962 443 116 andreas.ziegler@avisonyoung.com

Weitere Informationen zu den potenziellen Auswirkungen des Virus finden Sie auch in unserem Blog

Die Verbreitung von COVID-19 und die eingeführten Maßnahmen zur Eindämmung ändern sich teilweise rasch. Während die Informationen in den Briefing Notes zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell sind, können diese vor dem Hintergrund der stetigen Justierung einen Tag später bereits veraltet sein bzw. ferner nicht mehr die neueste Meinung von Avison Young widerspiegeln. Wie Sie alle stützen auch wir uns auf Informationen der Regierung und verwandter Quellen zum COVID-19-Ausbruch. Wir haben Links zu einigen dieser Quellen bereitgestellt, die regelmäßig aktualisierte Informationen zur COVID-19-Entwicklung enthalten. Der hier bereitgestellte Inhalt ist nicht als Anlage-, Steuer-, Finanz- oder Rechtsberatung gedacht und sollte nicht als solche betrachtet werden.